»Sucht« bedeutet immer Unfreiheit. Sie liegt vor, wenn Menschen triebhaft immer dieselbe Verhaltensweise wiederholen. Süchtige Menschen fühlen sich willenlos und ausgeliefert. Sie sind entweder getrieben von einem übermächtigen Konsumverlangen (z.B. Drogensucht) oder eingesperrt in zwanghafte Störungen (z.B. Magersucht). Die Kontrolle über sich selbst haben sie verloren. Ohne Hilfe von außen gibt es für viele kaum eine Rückkehr hinter den Punkt der Suchtentwicklung zurück.
Reichlich Informationsmaterial zu den Themen »Sucht« und »Abhängigkeit« (und vieles mehr) gibt es bei der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V.
Wende Dich bitte an eine örtliche Suchtberatungsstelle in Deiner Nähe! Suchtberatungsstellen arbeiten streng vertraulich (auch bei illegalen Drogen), und auf Wunsch kannst Du dort auch anonym Beratung erhalten.
Die aktuellsten Listen mit den Adressen der bayerischen Suchthilfeeinrichtungen findest Du auf der Homepage über die Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe oder beim Internetkommunikationsdienst für Suchtfragen
Hier findest Du Adressen von Selbsthilfe-Gruppen.
»Sucht« und »Abhängigkeit« werden heute (auch auf dieser page) durchweg synonym verwendet. Eigentlich ist das falsch. Sucht geht über Abhängigkeit hinaus: Abhängigkeit betont v.a. den pharmakologischen Aspekt, Sucht hingegen schließt alle seelischen und sozialen Folgen mit ein.
Lange Zeit wurden die beiden Begriffe ausschließlich auf illegale Drogen bezogen und mit physischer (körperlicher) Abhängigkeit assoziiert. Seit ca. 15 Jahren werden auch legale Drogen in Verbindung mit Sucht gesehen. Seit etwa 10 Jahren wird Sucht auch auf zwanghafte Verhaltensweisen ohne Drogen bezogen. Seitdem spricht man vermehrt von den stoffungebundenen Süchten.
Damit wurde der Blick frei für den eigentlichen Motor jeder Sucht: die psychische (seelische) Abhängigkeit. Sie ist nicht nur der Schlüssel, weshalb Menschen überhaupt süchtig werden, sondern auch, weshalb verschiedene Süchte vielfach miteinander verkettet sind oder sich abwechselnd durch die Biographie schlängeln.
Psychische Abhängigkeit ist immer ein zwanghaftes Verhalten. Wann die Grenze zur Sucht überschritten ist, lässt sich nicht von außen festmachen, v.a. im Anfangsstadium. Letztlich weiß nur der Betroffene, wann er nicht mehr aufhören kann.
Der Weg in die Sucht vollzieht sich schleichend. Das Verhalten gerät nicht urplötzlich außer Kontrolle, sondern irgendwann taucht die Frage auf: »Bin ich noch normal - oder schon süchtig?« Diese Frage erscheint anfangs nur blitzartig, aber bald kommt sie immer öfter zurück. Doch man will es so lange wie möglich nicht wahrhaben. Noch in stationärer Therapie behaupten viele Süchtige: »Ich könnte aufhören, wenn ich nur wollte«. Doch innerlich ist ihnen längst klar: »Ich kann das eigene Verhalten nicht mehr steuern, stoppen oder verändern«. Das führt zu Angst und Verzweiflung.
Die psychische Abhängigkeit bei Drogen gehört zu den häufigsten Formen der Sucht.
Wer die Wirkung einer Droge mag, neigt dazu, sie ständig und wiederholt zu nehmen. Beispielsweise lassen die Glücksgefühle des Ecstasy-Films so manchen Konsumenten nicht mehr los.
Mit der Zeit tritt eine schleichende Veränderung auf: Mit Hilfe der Drogenwirkung lässt sich die innere Balance leichter herstellen. Ging es anfangs nur um Genuss oder Spaß, so dienen Drogen immer mehr dazu, Schwächen und Hemmungen zu betäuben oder Schwierigkeiten zu überbrücken. Das nennt man auch Selbstmedikation. Schließlich kommt man ohne die stimmungsändernde Wirkung von Drogen nicht mehr aus. Ohne das Suchtmittel kommt es dann zu seelischen Entzugssyndromen.
Ist die Droge fest in das Leben eingebunden, kommt es in drogenfreien Zeiten zu quälenden Gefühlen, die überwältigend wirken können: Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit, Getriebenheit, depressive Tiefs bis hin zu Suizidgedanken (typische Symptome auch für viele andere krankhafte Zwänge). Es sind immer diese seelischen Entzugserscheinungen, die süchtige Menschen zu Drogen (zurück-) treiben und sie gegen ihren tieferen Willen in der Abhängigkeit halten.
Deshalb: Auch wenn Partydrogen »nur« psychisch abhängig machen: Sie sind deswegen nicht harmlos! Im Gegenteil: Psychische Abhängigkeit kann lebenslang anhalten! Der Entwöhnungsprozess ist extrem mühselig und verlangt viel Kraft und Geduld (z.B. bei Kokain). Indessen ist eine körperliche Sucht meistens schon wenige Wochen nach Behandlungsbeginn überwunden.
Körperliche Abhängigkeit bedeutet: der Organismus gewöhnt sich an das Suchtmittel, der Körper verträgt immer mehr und die Dosis wird höher. (Toleranzentwicklung). Am Ende pendeln süchtige Menschen sich auf einem hochgradigen Drogenniveau ein (oft allein deshalb, um den Tag zu überstehen).
Wird die Droge aber plötzlich abgesetzt, setzen brennende Entzugserscheinungen ein, der Körper spielt verrückt: Extreme Unruhe, Schmerzen in Bauch, Gliedern und Gelenken, Durchfall und Erbrechen; dazu kommen vegetative Störungen: Zittern, Frieren, Schweißausbrüche.
Körperliche Entzugszeichen treten nur bei Suchtmitteln mit Toleranzbildung auf: Opiate (»Zumacherdrogen« wie Heroin), Alkohol, Barbiturate (Schlafmittel) und Benzodiazepin - Derivate (Beruhigungsmittel).
Je nach Wirkung entsprechen Drogen unterschiedlichen Gefühlsbedürfnissen: Spannungserleichterung, Euphorie, »Kicks«, Vergessen, Erregung und Stimulation.
Wer sich isoliert, gestresst oder einsam fühlt, erhofft von diesen Substanzen leicht Hilfe. Doch die Stimmungsänderung »per Knopfdruck« ist nicht beliebig abrufbar. Drogen helfen nur kurzfristig, danach werden sie zum Bumerang. Die Schwierigkeiten kommen postwendend zurück. Auf Dauer kann das bloß schief gehen: Das Ganze beginnt von vorn. Eskaliert der Drogenkonsum, wird die ursprüngliche und vermeintliche Lösung zum eigentlichen Problem. Die Chance zum kontrollierten Konsum ist verspielt. Damit beginnt der Teufelskreis.
Nichtstoffgebundene Süchte entwickeln sich aus alltäglichem Verhalten. Arbeiten, Kaufen, Spielen - das alles kann zwanghaft werden und sich in eine psychische Abhängigkeit verwandeln. Die psychischen und gesundheitlichen Folgen können extrem und quälend sein! So zeigen beispielsweise Spielsüchtige während des Entzugs ähnlich schmerzhafte Entzugserscheinungen wie Opiatabhängige.
Essstörungen zählen zu den häufigsten Formen der nichtstoffgebundenen Süchte. Gerade in der Partyszene sticht diese Abhängigkeit frappant ins Auge! Jede zweite Magersüchtige kennt auch Anfälle von Ess- und Brechsucht. Im Zusammenhang mit solchen Essstörungen treten immer wieder auch stoffgebundene Süchte auf: z.B. Abhängigkeit von Entaktogenen, Speed, Heroin, Appetitzüglern oder Abführmitteln (die auch zu einer körperlichen Abhängigkeit führen).
Von Essstörungen hat schon fast jeder gehört. Vor allem bei jungen Mädchen tritt diese Krankheit während der Pubertät besonders häufig auf. Es gibt zwei Formen von Essstörungen. Man unterscheidet zwischen der Magersucht (»Anorexia nervosa«) und der Ess-Brech-Sucht (»Bulimia nervosa«). Die Unterscheidung von Magersucht und Bulimie ist im Einzelfall oft schwierig: Beide Störungen haben typische Merkmale, der Übergang ist oft fließend.
Beratungsstellen findest Du über die Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe oder beim Internetkommunikationsdienst für Suchtfragen.